Die Schulleitung hat in der Elternpost Ende Januar auf den nächsten Elternbildungs-Vortrag des Elternrats hingewiesen: Am Mittwoch, 15. März 2017, geht es um das Thema Heilpädagogische Schülerinnen und Schüler im Regelschulalltag – Vom Lernen, Denken, Spielen und Interaktionen: Alles normal oder doch anders? Dies haben wir zum Anlass genommen, dem Thema auch einen Blog-Beitrag zu nutzen, und haben Markus Stiller, den Schulleiter der HPS Waidberg, um einen Artikel gebeten – vielen Dank!
Kevin* spielt gerne Fussball, kann seine Bedürfnisse aber nicht adäquat ausdrücken – Noah* aus der 5. Klasse kommt auf ihn zu und teilt ihn einer Mannschaft zu. Kevin strahlt vor Glück – ohne Worte! Oberstüfler der HPS bereiten mit Kindergärtlern im gleichen Trakt gemeinsam einen Znüni vor – man lernt sich kennen, Hemmungen werden abgebaut. Kindergärtler im Wettingertobel helfen den HPS-Schülern in der Garderobe ganz selbstverständlich bei Tätigkeiten, die sie noch nicht selbstständig bewältigen können: Reissverschluss schliessen oder Schuhe richtig anziehen.
So oder so ähnlich lassen sich wie selbstverständlich Begegnungen im Schulhaus Vogtsrain zwischen Regelschülern und Schülern der Heilpädagogischen Schule (HPS) beobachten. Seit nunmehr 10 Jahren – die ersten beiden Gruppen bezogen ihre Klassenzimmer im Schuljahr 05/06 – befindet sich eine Abteilung der HPS auf dem Areal des Vogtsrain. Mittlerweile besteht die Abteilung aus einer Gruppe im Kooperationskindergarten Wettingertobel, einer UST/MST-Klasse im Wettingertobel und einer Oberstufenklasse im Vogtsrain. Die Schülerinnen und Schüler besuchen den eigenen heilpädagogischen Hort, und diverse Therapien haben ebenfalls ihre Räumlichkeiten vor Ort.
Die Heilpädagogische Schule der Stadt Zürich bietet als Sonderschule zwei Angebote für Kinder mit einer geistigen Behinderung sowie kognitiven Entwicklungsrückständen: Der grösste Teil der Schülerinnen und Schüler besucht im Rahmen der integrierten Sonderschulung (ISS) eine Schule im Quartier mit fachlicher Unterstützung durch die HPS. Unsere separierten Abteilungen bieten mehr Schonraum, kleine Klassen, mehr Individualisierung und eine durchgängige Tagesstruktur.
Diese Abteilungen sind nahezu in jedem Schulkreis beheimatet – im Waidberg schätzen wir uns glücklich, im Vogtsrain zu Hause sein zu dürfen.
Gemeinsam mit Heidi Zandbergen und Nora Borschberg stehen wir hinter dem Ziel, grösstmögliche Teilhabe an der Gemeinschaft und gegenseitiges Lernen aller SchülerInnen des Vogtsrain zu ermöglichen. Dazu gehören seit nunmehr 10 Jahren auch die SchülerInnen der HPS. Das Zusammenleben im täglichen Schulalltag, die Begegnungen bei gemeinsamen Anlässen und Festen stärken die Haltung: Wir gehören alle dazu – keiner wird ausgegrenzt.
Dass es bei den alltäglichen Begegnungen auch herausfordernde und schwierige Situationen gibt, die ein grosses Verständnis, Aufklärungsbedarf und offenen Austausch aller Seiten bedingt, soll natürlich nicht unerwähnt bleiben. Wir als Schulleitungen schätzen in diesen Fällen einen direkten, schnellen und offenen Austausch zwischen Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern und Eltern, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Nebst den SchülerInnen begegnen sich aber auch Fachpersonen (Lehrpersonen, Heilpädagogen, Therapeuten, Sozialpädagogen, Betreuungspersonal) und pflegen einen unterstützenden fachlichen Austausch.
Jeder ist Besonders! Zu diesem Motto, dass im Vogtsrain gelebt wird, braucht es immer wieder neu die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und das Anderssein zu akzeptieren. (Markus Stiller)
* Namen geändert