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Die Jugend von heute…

…liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt mehr vor älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widerspricht den Eltern und tyrannisiert die Lehrer.“ – Dieses Zitat klingt wie aus unserer Zeit gegriffen, wird aber niemand Geringerem als dem griechischen Philosophen Sokrates († 399 v. Chr.) zugeschrieben!

Mit diesem Zitat eröffnete Silvia Mathys vom PFADE-Team der Universität Zürich den Elternbildungsvortrag zum Thema Grenzen setzen: „Wie viele Freiheiten und Grenzen brauchen unsere Kinder?“, der am 24. Mai im Schulhaus Vogtsrain vom Elternrat und der Schulleitung organisiert und von fast 40 Interessierten besucht wurde.

Das Trainieren des Frustrationspotenzials von Kindern jenseits des Säuglingsalters ist ungeheuer wichtig. (M. Winterhoff)

Frau Mathys stellte zunächst die Kernaussagen dreier bekannter Autoren in Sachen Erziehung vor und liess die Eltern jeweils in Kleingruppen, später auch im Plenum, darüber diskutieren. Sie präsentierte den deutschen Jugendpsychiater Michael Winterhoff, der mit Büchern wie Warum unsere Kinder Tyrannen werden bekannt wurde und polarisiert, seinen Gegenpart, den dänischen Familientherapeuten Jesper Juul (Nein aus Liebe, Dein kompetentes Kind), sowie den deutschen Erziehungsberater Jan-Uwe Rogge, der weniger kontrovers ist und keine neuen Theorien aufstellt, dafür in seinen Büchern (Pubertät, Kinder brauchen Grenzen) viele praktische Tipps gibt und Beispiele anführt.

Was wichtiger ist als das Gerede über «Grenzen setzen»: die Grenzen von Kindern kennen und respektieren. (J. Juul)

Es zeigte sich in der Diskussion, dass viele Eltern die Ansichten von Jesper Juul („Kinder und Erwachsene sind gleichwürdig“, „Gehorsam macht krank“) teilen, sie aber in der täglichen Erziehungsarbeit für nicht praktisch umsetzbar halten. Interessant wurde es, als sich zwei Mütter zu Wort meldeten, die aus Schweden stammen und damit wie Jesper Juul dem skandinavischen Kulturkreis angehören. Sie erzählten, dass es tatsächlich in Skandinavien nicht so wichtig ist wie in der Schweiz, dass Kinder „brav“ sind, sondern dass sie viel mehr dazu erzogen werden, selbstständig zu denken und die Dinge zu hinterfragen, als es hier der Fall sei.

Viele Eltern verwechseln Konsequenz mit Bestrafung. (J.-U. Rogge)

Nach einem kurzen Ausflug zu den „Ich-Botschaften“ stellte Frau Mathys den Bezug zum PFADE-Programm her. In diesem Programm, das ja auch von der Schule Vogtsrain seit einigen Jahren angewendet wird, geht es um die nachhaltige Förderung von sozialen Kompetenzen bei Kindern im Primarschul- und Kindergartenalter. Ausgangspunkt sind gemeinsam aufgestellte Regeln, aber auch die Stärkung des Selbstwertgefühls und das Zulassen von Gefühlen. Nach der Selbstkontrolle („Wie kann ich mich am besten beruhigen?“) steht das Problemlösen an: Gemeinsam zu überlegen, welche Lösungsmöglichkeiten es geben könnte.

Fazit des Vortrages war die Aussage, dass Eltern im Umgang mit ihren Kindern immer authentisch bleiben, sich nicht verstellen sollten. „Glauben Sie an sich und Ihre Kinder!“ meinte Silvia Mathys abschiessend.

Links

Präsentation des Vortrages von S. Mathys

PFADE-Programm: www.gewaltprävention-an-schulen.ch

Interview mit M. Winterhoff in der Süddeutschen Zeitung: „Man muss nur quaken, dann kommt die Brust“

Interview mit J. Juul im Tages Anzeiger: „Hört auf, die Kinder für alles zu loben“

Interview mit J.-U. Rogge auf starke-eltern.de: „Die Wortschwallpädagogik vieler Eltern überfordert Kinder!“

(mtw)