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Re­sü­mee vom Elternbildungsabend am 30.1.2020 zum Thema: Das kann ich doch nicht durchlassen. Wege aus dem Machtkampf.

Liebe Eltern

Am Abend des 30. Januar 2020 trafen sich im Singsaal Eltern aus ganz Höngg. Der kurz vor den Weihnachtsferien ausgeschriebene Elternbildungsanlass, bei welchem den Teilnehmenden in Aussicht gestellt wurde, Inputs zu erhalten, wie in familiären Konfliktsituationen Eskalationen vermieden werden können, wie aus Machtkämpfen auszusteigen und Ruhe zu bewahren ist, konnte anfänglich nur ganz wenige Interessent*innen aus unserem Schulhaus gewinnen. Nachdem der Abend in allen Höngger Schulen beworben wurde, war der Singsaal unserer Schule im Nu gefüllt. Das Kommen hat sich denn auch gelohnt.

Martina Schmid, ehemals Lehrerin an der Schule Vogtsrain, die bei ihrer Beratertätigkeit beim Elternnotruf täglich mit verschiedenartigen Konfliktsituationen und problematischen Interessenkonflikten konfrontiert wird und dort Ratschläge erteilt, mit Eltern Lösungen sucht und Vorgehensweisen erarbeitet, verstand es, den Anwesenden in einer sehr kurzweiligen und angenehmen Art in der kurzen Zeit eine Vielzahl von wertvollen und interessanten Denkanstössen, Anregungen und Leitsätzen mitzugeben.

So wurden wir daran erinnert, dass es in einer Eltern-Kind-Beziehung möglichst keine Gewinner und Verlierer geben sollte, es nicht darum geht, dem Kind «immer» den elterlichen Willen aufzuzwingen, sondern darum, das Kind zu erkennen, ihm Halt zu geben, klar zu sein und dabei weder zu «stark» noch zu «weich» zu aufzutreten. Dass es zu Konflikten kommen muss in einer Familie, ist nicht zu verhindern und soll auch nicht verhindert werden, können doch die Kinder nur durch Vorleben einer – wenn möglich sinnvollen und unbedingt gewaltfreien – Konfliktlösungsstrategie lernen, wie Konflikte eben gelöst werden können. Auch ausserhalb der Familie und später im Leben wird das Kind mit Konflikten konfrontiert werden. Kommt es zu einem Machtkampf zwischen Gross und Klein, den man eigentlich so nicht will, ist zu versuchen, aus der Eskalationsspirale auszusteigen, bevor man selber im «roten Bereich» steht und durch das Reptilienhirn gesteuert wird. Wie man es schafft, rechtzeitig umzudrehen und wieder ruhig zu werden, um dann später in Ruhe das konkrete Problem zu bereden und Lösungen zu suchen, muss in jeder Familie und von jeder Person erarbeitet und entdeckt werden, da jede Person und jede Familie verschieden eskaliert und deeskaliert. Ich selber werde von nun an in solchen Kampf-Situationen wohl regelmässig an den Ausdruck «Reptilienhirn» denken müssen, was mich möglicherweise auch in grösster Rage zum schmunzeln bringen könnte.

Wir erhielten nebst diesen wertvollen Leitsätzen oder -gedanken doch auch eine kleine Rezepttafel mit einigen Punkten, die Möglichkeiten aufzeigen, wie immerhin eine Häufung von Konflikten zwischen Kind und Eltern vermieden werden könnte. Es gibt dabei zwei Ansätze, einerseits können Dinge «anders gemacht» oder auch nur «anders betrachtet» werden.

Mit den Sätzen «Kinder sind verschieden – Eltern auch», «Das Eisen muss man schmieden, wenn es kalt ist» und dem Hinweis, dass es vielleicht gar nicht immer prioritär ist, konsequent zu sein, sondern viel wichtiger, einfach beharrlich «dran zu bleiben» und damit Halt zu geben, erhielten wir weitere Inputs, über die es sich nachzudenken lohnt. Sollten wir es schaffen, unsere Erziehungsgrundsätze und -werte in die verschiedenen Körbe zu füllen, nämlich den grossen «Akzeptanz-Korb» (ärgerliches Verhalten), den mittelgrossen «Kompromiss-Korb» (verhandelbares Verhalten) und den letztlich nur kleinen «Limit-Korb» (nicht akzeptables Verhalten), ist allenfalls der eine oder andere Machtkampf, den wir bisher noch führen wollten, zu vermeiden, weil wir das kindliche Verhalten gerade als zwar ärgerlich aber durchaus akzeptabel einordnen können, sofern wir nicht gerade vom Reptilienhirn gesteuert werden.

Es war ein Abend, an welchem sehr viel gesagt wurde, über das es sich nachzudenken lohnt und wohl bei jedem wird das eine oder andere Lämpchen beim nächsten Konflikt, der unweigerlich kommen wird, rot oder gerade grün aufleuchten und im besten Fall eine gute Wirkung zeigen.

Martina Schmid bietet den Kurs mit gleichem Titel «Das kann ich doch nicht durchlassen – Wege aus dem Machtkampf» in der Fachschule Viventa an (nächster Kurs ab 26. März 2020, 2 Abende). Wer am 30. Januar 2020 keinen Platz mehr gefunden hat oder die Thematik vertiefen will, hätte dort die Möglichkeit.

Zuletzt bleibt der Hinweis auf www.elternnotruf.ch, an welche Stelle jederzeit und von jedem auf der Suche nach Austausch, mit jedem Problem und mit jeder Frage auch ohne akute Notsituation gelangt werden darf, wie uns die Referentin versicherte. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich auf jeden Fall.

Text von Anita Baumgartner 

In diesem Sinne sind wir schon gespannt auf den nächsten Elternbildungsabend am 26.3.2020 zum Thema Umweltethik: «Welche Zukunft schulden wir unseren Kindern. Und was müssen wir dazu tun?». Anmeldungen nehmen wir gern unter kontakt@elternrat-vogtsrain.ch entgegen.

Bis dahin und schöne Ferien.

Das ER-Team