Am 30. November fanden sich fast 50 Interessierte im Singsaal des Schulhauses Vogtsrain ein, um etwas über das Lernen zu lernen: Der Vortragende Marc Böhler, der seit vielen Jahren im Bereich Bildung und Beratung tätig ist, nahm uns mit auf eine Reise durch die Lagerhallen des Gehirns und durch die verschiedenen Lerntypen – und schaffte es humorvoll und kurzweilig, aber auch sehr kompetent, dass alle ihm über 90 Minuten an den Lippen hingen.
Nach einer kurzen Einführung über die beiden Gehirnhälften (logisch <-> intuitiv) und über die Phasen des Gedächtnisses (von Ultrakurzzeit- über Kurzzeit- bis hin zum Langzeitgedächtnis) ging er auf die sog. Lernstoffumwandlung ein, die ganz von selbst im Kurzzeitgedächtnis passiert: Beim Aufteilen des Lernstoffes in „hirngerechte“ Pakete sollte das Gehirn nach dem Lernen jeweils Zeit zum „Chillen“ haben (ca. 20 min), damit die Lernstoffumwandlung nicht gestört wird.
Loben Sie Ihr Kind, wenn es sagt, es langweile sich!
Denn eigentlich lernt es ja in dieser Zeit 😉 Wenn man direkt nach dem Lernen jedoch fernsieht oder Games spielt, wird der Lernstoff sofort überschrieben und kann sich nicht im Langzeitgedächtnis verhaften.
Ordnung ist das halbe Leben
Zentral beim Lernen sind nicht nur die gehirngerechten kleinen Pakete, sondern auch eine gewisse Ordnung, die Marc Böhler an den unregelmässigen Verben im Englischen veranschaulicht: Man kann die meisten dieser Verben in Ochsenfroschverben (Endungen auf -ought), Laubfroschverben (Endungen auf -aught), Katzenverben (z.B. sing, sang, sung: i-a-u macht „miau“) und Hühnerverben (in allen Formen gleichbleibend wie bei put put put) einteilen. In einem Experiment mit den Anwesenden zeigt sich, dass sich thematisch zusammenhängende Gruppen wesentlich leichter auswendig lernen lassen als unzusammenhängender Stoff – versuchen Sie es selbst!
So kann man etwa auch die Kantone der Schweiz in einer bestimmten Reihenfolge lernen: nach Grösse geordnet, von Ost nach West, von innen nach aussen, nach Fussballclubs oder Sprachregionen etc. Dass es nötig ist, den Lernstoff immer wieder zu wiederholen, damit er sich verfestigt und nicht wieder vergessen geht, versteht sich dabei von selbst. Eine mögliche Methode zum Wiederholen ist ein System mit Karteikärtchen: Der Wiederholungskasten ist in verschiedene Zonen eingeteilt, in denen die Kärtchen jeweils nach hinten wandern, wenn sie schon gut gekonnt werden. Wiederholen des Stoffes vor dem Schlafengehen ist übrigens immer empfehlenswert!
Logisch-abstrakt / sicherheitsliebend / kreativ-chaotisch / emotional
Mit diesen Schlagwörtern lassen sich die vier Lerntypen zusammenfassen, die Marc Böhler im zweiten Teil des Vortrags vorstellte. Die Lerntypen, die rein gar nichts mit Intelligenz zu tun haben, können den Weg zum richtigen Lernen weisen, weil man je nach Typ mit unterschiedlichen Strategien besser lernen kann. Die meisten Probleme mit dem Lernen liegen demnach darin, dass die Kinder nicht ihrem Lerntyp entsprechend lernen! Auch die Kommunikation mit dem Kind sollte dem Lerntyp angepasst sein: So ist der Satz „Das kannst Du aber besser!“, der beim logisch-abstrakten Typ durchaus positive und anspornende Wirkung hat, für die anderen Typen teilweise niederschmetternd!
Lerntypentest
Auf der Homepage des Vereines LVB Lernen, über den der Vortrag organisiert wurde, kann mit einem Lerntypentest herausgefunden werden, welche Lerntypen im Kind besonders ausgeprägt sind, und welche Strategien je nach Typ empfehlenswert sind: http://www.lvb-lernen.de (Passwort „Vortrag“). – Egal, ob die Kinder besser mit Mindmaps oder mit Lernvideos lernen, den Stoff besser visuell oder akustisch verinnerlichen, ob sie lieber knobeln oder auswendig lernen, ob sie dabei Musik brauchen oder absolute Ruhe: Wichtig ist es, die Perspektive des Kindes einzuholen und herauszufinden, welche Methoden zum Erfolg führen!
Die Präsentation / Zusammenfassung des Vortrages kann hier nachgelesen werden.
Der Elternrat wünscht frohe Weihnachten,
schöne Ferien und alles Gute für das Jahr 2017!!